Fragerunde zu Stadtentwicklung, Wohnen, Hochwasserschutz im Bad Gandersheimer Kreisblatt

Stadtentwicklung, Wohnen, Hochwasserschutz

Grit zu Stadtentwicklung, Wohnen, Hochwasserschutz

Welche grundsätzliche Entwicklung schlagen Sie ein, um Bad Gandersheim in Kernstadt wie Dörfern eine Zukunft als lebendige Stadt zu eröffnen? Was kann man aus den Fehlern der Vergangenheit dabei lernen?

Es kommt entscheidend darauf an, kommunale Daseinsvorsorge nachhaltig zu verbessern und so attraktiver zu werden. Zum Beispiel der Ausbau alternativer Energien mit kommunaler Beteiligung an der Wertschöpfung, Nutzung des überarbeiteten Bundes-Baulandmobilisierung-Gesetzes und wirtschaftliche Nachnutzung des
LAGA-Geländes für ein überregional attraktives Veranstaltungsprogramm.

Und, wir brauchen ein Zukunftskonzept für die kommenden 25 Jahre. Ob Festspielstadt, Kurort-Status oder Gesundheitsstandort, wir müssen es überprüfen, schärfen, erneuern und ergänzen.

Aus Fehlern lernen: Die Entwicklung der Stadt basiert darauf, Menschen mitzunehmen und zu überzeugen und ihre Anliegen nicht zu ignorieren.

Muss Bad Gandersheim neue Baugebiete ausweisen? Wie sorgen Sie auf der anderen Seite dafür, dass zunehmende Hausleerstände in der Kernstadt nicht zu fortgreifendem Verfall führen? Wie würden Sie Wohnraum gestalten, um Bad Gandersheim für Zuzügler möglichst attraktiv zu machen?

Neustart: Für das Stadtentwicklungskonzept braucht es Analyse und Handlungsanleitung der erstellten Kataster für Wohnraumstruktur, Objekt-, Leerstand- und Baulandbestand mit Baulücken- und Verdichtungspotenzial. Dann Entwickeln von Projekten wie beispielsweise die Umwidmung von Gebäuden oder der Aufbau eines landkreisweiten Leerstandsfonds zur Überbrückung oder Hilfe bei der Umwidmung in Wohnraum. Vielfältiges Bauland aus nachhaltig, ökologisch zu bauenden Mehrfamilien- und Einfamilienhäusern.

Wichtig sind Wohnangebote, von günstig bis exklusiv, ländlich bis innerstädtisch. Es braucht privaten, kommunalen und genossenschaftlichen Wohnungsbau und die Sanierung bzw. Umwidmung von Bestandsimmobilien.

Öffentlicher Nahverkehr: Wie sieht Ihr Konzept aus, wie in den kommenden fünf Jahren Bad Gandersheim von Dorf zu Kernstadt, aber auch von der Kernstadt ins Umland bessere Anbindungen bekommt als zurzeit.

Mehr Mobilität bedeutet mehr Vielfalt. Wir müssen mit ÖPNV und gewerblichen Personenbeförderer an einen Tisch. Möglich ist der Einsatz von Kleinbussen als Ruf-Busse und im Liniendienst in Kombination mit örtlichen Taxi- und Mietwagengewerbe.

Ziel muss sein, dass Personenbeförderung über den ÖPNV mit einer zentralen Leitstelle organisiert wird. Daneben sind mehr Fahrradwege und E-Bike-Ladestellen zu planen, der Landkreis muss eingebunden werden. Car-Sharing-Modelle unterstützen.

Hochwasserschutz: Welche konkreten Maßnahmen planen Sie und mit welchen Prioritäten sollen diese umgesetzt werden? Muss Hochwasserschutz vielleicht ganz neu gedacht werden, und wenn ja wie?

Wir müssen untersuchen, wo Rückbau von Versiegelung möglich ist und Überflutung während Extremereignissen zugelassen werden kann. Können Zuflflüsse in die (begrenzte) Regenwasserkanalisation durch Förderung von Oberflflächenversickerung vor Ort reduziert werden? Können Gründächer angelegt werden oder der Grünflächenanteil erhöht?

Die im Gutachten erstellten kurzfristigen Maßnahmen müssen sofort umgesetzt werden. Weiterreichende, nachhaltige Konzepte zum Schutz vor Extremwetter müssen entwickelt werden. Für die Aufgabe ist ein engagiertes Personal in der Stadtverwaltung für Planung, Realisierung und größtmögliche Fördermittel-Akquisition wichtig.

Durch die konsequente Teilnahme der Bürgermeisterin an allen Sitzungen des Hochwasserausschusses erhalten Thema und Umsetzung die notwendige Aufmerksamkeit. Die in den letzten Jahren eingetretenen Extremwetterlagen mit Überflutungen auch außerhalb der Tallagen von Gande und Eterna erfordern ein neues Denken beim Hochwasserschutz.

Ein nachhaltiger Schutz ist durch bessere Wasserhaltungsmaßnahmen vor und in den Ortslagen und das Schaffen von Versickerungflächen zu erreichen, vor allem auch in Partnerschaft mit den Landwirten und Landwirtinnen.